Die richtige Wahrnehmung entscheidet
Haben Sie sich schon einmal Gedanken gemacht, wieso
an einigen Tagen in Ihre Apotheke nur nörgelige, schwierige Kunden
kommen? Haben die sich wirklich alle verabredet oder sind Sie nur
schlecht drauf und haben einfach den Eindruck, dass alle in Ihrem
Umfeld auch schlecht gelaunt sind? Sigrid Salziger und Claus
Gerhold, beide Apotheker und Trainer aus Bottrop, zeigten, wie
wichtig die richtige Art der Wahrnehmung für eine gelungene
Kommunikation im Apothekenalltag und die Führung eines erfolgreichen
Kundengespräches ist.
Wie leicht lassen wir uns von dem, was wir flüchtig
sehen, in eine bestimmte Richtung lenken, wie einfach und schnell
erkennen Sie mit einem Blick, was der Kunde, der gerade die Apotheke
betritt, auf dem Herzen hat, und wie schnell wissen Sie schon ganz
genau, welches Medikament er braucht?
Auslöser sind eine
vertraute Gestik oder Mimik, wir suchen nach Ähnlichkeiten im Wesen
des anderen, die uns signalisieren, hier bewegt sich jemand auf der
gleichen Wellenlänge wie wir. Und schon erscheint er uns vertraut,
wir wissen genau, was er will und wie er ist, schon ist das Problem
erkannt, steckt er in einer Schublade.
Kontrollieren Sie Ihre Wahrnehmung Erst der zweite
Blick zeigt oft, dass da noch viel mehr hinter steckt. Lässt
erahnen, dass die Schublade vielleicht doch nicht die richtige ist.
Damit die Kunden nicht falsch oder ungerecht behandelt oder sogar
vor den Kopf gestoßen werden, ist es hier ganz wichtig, so die
Trainer, seine Wahrnehmung zu kontrollieren.
Machen Sie sich
bewusst, dass das, was Sie wahrnehmen ganz blitzartig Gefühle
erzeugt, die oft nicht mit der eigentlichen Tätigkeit in Einklang zu
bringen sind. Denken Sie daran, dass die Wahrnehmung sehr
individuell ist. Entscheidend ist die richtige Art der Wahrnehmung,
denn das innerlich erzeugte Gefühl wird auch nach außen
transportiert und beeinflusst so den Gesprächsverlauf.
Erzeugen Sie eine positive Atmosphäre Doch auch der
Kunde nimmt den Apotheker und seine Mitarbeiter wahr, "bewertet" sie
in Bruchteilen einer Sekunde und entscheidet seinerseits, ob er hier
auf Gemeinsamkeiten trifft oder nicht. Daher ist es die Grundlage
einer guten Gesprächsführung, Kontakt zum Kunden herzustellen, ihm
zu signalisieren, dass man seiner Person und seinem Thema
Aufmerksamkeit zollt, wie Salziger und Gerhold deutlich machten.
Das Ziel des Apothekers ist zwar, auf der Sachebene
Informationen zu vermitteln und etwas zu verkaufen. Die Entscheidung
darüber, ob der Kunde das auch annimmt, wird aber nicht auf der
Sachebene, sondern auf der Gefühlsebene getroffen, denn sie ist zu
80% ausschlaggebend. Daher ist es ist so wichtig, dass Sie eine
positive Atmosphäre erzeugen, denn nur dann ist der Kunde auch offen
und bereit, Informationen aufzunehmen.
Der erste Blickkontakt ist entscheidend Das erste und
entscheidende für eine vertrauensvolle Atmosphäre ist die Begrüßung,
ist der Blickkontakt! Innerhalb von Sekunden ist sozusagen alles
gelaufen, diesen ersten Eindruck dann wieder zurecht zurücken, ist
sehr schwierig. Dass bedeutet für Sie und Ihre Mitarbeiter: Kopf
hoch vom Rezept und den Kunden anschauen! Legen Sie die Schachtel,
die Sie gerade einräumen wollten, ab und wenden Sie sich dem Kunden
zu. Es gibt keine wichtigere Arbeit. Durch diese Aufmerksamkeit beim
Betreten der Apotheke wird dem Kunden signalisiert, dass er
angekommen und angenommen ist, und dann macht auch eine kleine
Wartezeit überhaupt nicht mehr so viel aus.
Drei Stufen des Gesprächs Durch die freundliche
Begrüßung ist schon die erste Stufe für ein gelungenes Gespräch
genommen. Der Kunde hat Vertrauen gewonnen und ist bereit, die
Informationen, die Sie vermitteln wollen, aufzunehmen. In der
zweiten Stufe des Gesprächs ist es das Ziel, die Bedürfnisse des
Kunden herauszufiltern und den dazu passenden Nutzen anzubieten. Sie
möchten Informationen darüber erhalten, was der Kunde will. Wecken
Sie das Interesse des Kunden durch neue und wichtige
Informationen.
Ein Instrument der zweite Stufe ist das aktive
Zuhören. Salziger und Gerhold gaben viel Tipps, die beim kleinen 1x1
des Zuhörens unerlässlich sind:
-
lassen Sie den Kunden aussprechen,
-
setzen Sie Kurzbestätigungen, wie "Hm, Ja, Oh",
-
verwenden Sie Rückformulierungen, "Wenn ich Sie richtig
verstanden habe, ..."
-
halten Sie Blickkontakt,
-
senden Sie non - verbale Signale wie Kopfnicken,
-
beachten Sie die Körpersprache des Gesprächspartners,
-
signalisieren Sie durch Ihre Körpersprache
Aufmerksamkeit.
Sorgen Sie vor allem auch dafür, dass keine
Störungen auftreten. Eine ruhige Beratungsecke mit einer Sicht- und
Geräuschabschirmung vom Verkaufsraum ist eine unabdingliche
Vorraussetzung für ein erfolgreiches Kundengespräch in der Apotheke.
Fragen zwingen zum Denken Und stellen Sie Fragen! Echte
Beratungsqualität zeigt sich darin, ob und wie welche Fragen
gestellt werden. Fragen sind Streicheleinheiten für den Kunden, sie
zeigen Interesse und Anteilnahme. Es gibt eine Fülle von
Fragetechniken, die helfen, das Gespräch in eine gewünschte Richtung
zu lenken, um zu einem konkreten Gesprächsergebnis zu kommen und
nicht unnötig Zeit zu vergeuden. Hier hilft nur üben.
Verkaufsabschluss und Verkaufsanschluss Auf der dritten
und letzten Stufe der Gesprächstreppe steht eine bewusste
Entscheidung des Kunden, denn Ihr Ziel ist es ja, etwas zu
verkaufen. Allerdings sollten Sie dem Kunden nichts aufzwingen.
Stellen Sie lieber wieder eine Frage: "Wie möchten Sie sich jetzt
entscheiden?" Denn wenn das Gespräch perfekt gelaufen ist, haben am
Ende sowohl der Apotheker als auch der Kunde dieselbe Überzeugung.
Aber zeigen Sie auch deutlich, dass eine Absage ohne eine
Kaufentscheidung durchaus in Ordnung ist. Sonst kommt der Kunde
nicht wieder, denn auch er möchte den Apotheker ja nicht
enttäuschen, und schon gar nicht nach solch einem Gespräch.
Salziger und Gerhold wiesen darauf hin, dass einem
Verkaufsabschluss auch immer ein Verkaufsanschluss folgen sollte.
Geben Sie dem Kunden noch ein paar Worte mit auf den Weg: "Sie haben
sich richtig entschieden" , "Dieses Medikament wird Ihnen sicher
helfen!". So verabschiedet fühlt er sich bestätigt und wird gern
wieder Ihre Apotheke betreten.
Zitate Fragen sind Streicheleinheiten für den
Kunden. Sigrid Salziger
Der Mensch ist eigentlich unbelehrbar, aber ungeheuer
lernfähig! Sigrid Salziger
Wahr ist nicht was A sagt, sondern was B versteht! Und dann
auch danach handelt. Claus Gerhold
Malen Sie Ihren Kunden Bilder in den Kopf!
Claus
Gerhold | |