von Annette van Gessel, Ratingen
In der Apotheke werden keine
Einzelkämpfer gebraucht, sondern Menschen, die sich gut in ein Team
integrieren können. Ein teamfähiger Mensch ist offen für Kritik, immer
bereit für ein Gespräch und stellt gemeinsame Ziele über die eigenen.
Die beiden Referenten des 10. PTA-Tags des Apothekerverbands Nordrhein
Apothekerin Sigrid Salziger und Apotheker Claus Gerhold zeigten an
vielen Beispielen, wie ein gutes Team funktioniert. Außerdem gaben sie
zahlreiche Tipps, wie PTA ihre Kunden besser verstehen und beraten
können. Dr. Petra Herrmann vom Verband Nordrhein moderierte die
PTA-Fortbildung in Ratingen.
Salziger und Gerhold kritisierten die
gängige Schulausbildung: "In der Schule lernen wir zwar Sprachen und
logisches Denken, doch im Berufsleben und in der Familie brauchen wir
andere Fähigkeiten". Es fehlen die Unterrichtsfächer Dialogfähigkeit,
Selbsterkenntnis und ganzheitliches Denken. Als Zeichen dafür, dass die
Dialogfähigkeit der meisten Menschen viel zu wünschen übrig lässt,
nannte Salziger die steigenden Scheidungsraten. 50 Prozent der Paare,
die sich trennen möchten, geben als Hauptgrund für das Scheitern ihrer
Ehe an, dass sie mit ihrem Partner nie richtig hätten reden können. Auch
ganzheitliches Denken müsste unterrichtet werden. Ein Mensch, der
ganzheitlich denkt, erwägt vor jeder Tat deren Auswirkungen auf seine
Mitmenschen, andere Lebewesen, die Umwelt und die Natur. Viele
katastrophalen Folgen menschlichen Handelns ließen sich vermeiden, wenn
die Menschen es gelernt hätten, ganzheitlich zu denken.
Selbstvertrauen stärken
Zur Selbsterkenntnis gehört das Wissen um
die eigenen Schwächen und Stärken. Auf Anhieb können die meisten
Menschen ihre Schwächen aufzählen, zu den Stärken befragt, folgt oft
unsicheres Schweigen. "Wer sich immer wieder mit seinen Schwächen
befasst, wird schwach! Fragen Sie sich regelmäßig: Was kann ich
eigentlich gut?" forderte Gerhold auf. Das stärkt das Selbstvertrauen
und spornt an.
Außerdem sollte sich jeder Mensch dessen
bewusst sein, dass seine Wahrnehmung subjektiv gefärbt
ist. Jeder sieht die Welt mit anderen Augen. Neue Informationen
passieren individuelle Wahrnehmungsfilter, bevor sie vom Gehirn
gespeichert werden. Zu den Wahrnehmungsfiltern gehören zum Beispiel alle
Vorurteile. Viele Menschen speichern nur solche Informationen, die ihren
Vorurteilen entsprechen. Das Wissen um diese Filter sollte vorsichtig
stimmen. Gerhold empfahl, die eigenen Eindrücke am besten im Gespräch
mit einem Mitmenschen zu überprüfen. Danach ist das ein oder andere Mal
sicher eine Korrektur nötig.
Aufmerksamkeit erregen
Alle einströmenden Informationen prüft
das Gehirn generell auf Bekanntheitsgrad und Wichtigkeit. Bekannte und
unwichtige Dinge landen direkt im Papierkorb, sie werden also nicht
gespeichert. Unbekanntes und Unwichtiges verbleibt vorübergehend im
Kurzzeitgedächtnis und wird ebenfalls nicht gespeichert. Ist die
Information wichtig aber bekannt, wird sie nicht bewusst wahrgenommen,
sondern im Unterbewusstsein mit dem Vermerk "in Ordnung, schon bekannt"
abgelegt. Bewusstes Speichern und damit Lernen findet nur dann statt,
wenn das Gefühlszentrum des Gehirns Unbekanntes als wichtig einstuft.
"Möchten Sie, dass Ihr Kunde sich zu
Hause noch an Ihre Worte erinnert, dann müssen Sie seine ganze
Aufmerksamkeit erregen", empfahl Salziger. "Kunden, die mit ihrer
Gesundheit Raubbau betreiben, frage ich manchmal: Haben Sie zu Hause
noch einen Ersatzkörper im Schrank? Spätestens dann hören sie mir gut
zu." PTA und Apotheker sollten Erlebnisse vermitteln, statt
Sachinformationen weiterzugeben. "Wir befinden uns nicht mehr im
Informationszeitalter, sondern im Zeitalter der Events", ergänzte die
Apothekerin.
Ein guter Gesprächspartner weiß, dass er
mit Männern anders reden muss als mit Frauen, denn zwischen dem typisch
männlichen und dem typisch weiblichen Kommunikationsverhalten bestehen
große Unterschiede. Um dies zu verdeutlichen, machten die beiden
Referenten mit den Zuhörerinnen einen Ausflug in die Steinzeit: Vor
Urzeiten haben Männer und Frauen die Aufgaben des Lebens untereinander
aufgeteilt. Männer gingen als Einzelkämpfer auf die Jagd und die Frauen
"hüteten das Nest". Sie bereiteten die Nahrung zu, sorgten für die
Kinder und pflegten die Beziehungen zu den anderen Frauen.
Fernrohrblick auf die Beute
Obwohl diese Zeiten der tiefsten
Vergangenheit angehören, haben sich die Gehirne noch nicht den
veränderten Lebensbedingungen angepasst. So nehmen Männer zum Beispiel
ihre Umwelt anders wahr als Frauen. Ihr Jägerdasein führte dazu, dass
sie einen Fernrohrblick entwickelten und sich auf die Verfolgung der
Beute konzentrierten. Noch heute fokussieren sie ihren Blick auf ein
Ziel und blenden alles andere als unwichtig aus. "Haben Sie schon einmal
einen Mann gebeten, die Butter aus dem Kühlschrank zu holen?" fragte
Salziger die Zuhörerinnen. Die meisten Männer scheitern an dieser
Aufgabe, wenn die Butter nicht an ihrem gewohnten Platz steht. Dann
übersehen sie sie und behaupten, sie sei nicht mehr da. Frauen dagegen
verfügen über einen Panoramablick. Der gestattet es ihnen, gleichzeitig
Essen zu kochen und ihre spielenden Kinder im Auge zu behalten. Außerdem
sind sie Meisterinnen des Multitasking, das bedeutet: Sie können zur
gleichen Zeit mehrere Tätigkeiten konzentriert ausführen. Frauen können
gleichzeitig telefonieren, ihr Kind auf dem Arm wiegen und in der Suppe
rühren, damit sie nicht anbrennt.
Sind diese Unterschiede anerzogen oder
bereits im Gehirn vorprogrammiert? Hirnforscher haben herausgefunden,
dass das Gehirn von Männern und Frauen sich in wesentlichen Strukturen
unterscheidet. Messungen haben ergeben, dass zum Beispiel während das
Sprechens bei Frauen beide Gehirnhälften aktiviert sind. Das
Sprachzentrum der Männer befindet sich dagegen nur in einer Hälfte und
ist wesentlich kleiner.
Männer oft
überfordert
Die Sprache spielt im Leben von Männern
und Frauen eine völlig andere Rolle. Männer können mit ihrem besten
Freund einige Stunden angeln gehen, ohne ein Wort miteinander zu reden,
und anschließend ihrer Frau erzählen: "Wir haben uns bestens
verstanden!" Das ist für Frauen undenkbar. Männer benutzen Sprache zum
Transport von Nachrichten, Frauen zur Pflege ihrer Beziehungen.
Männer, die nur schwer den Redefluss
ihrer Frau ertragen, sollten wissen, dass die meisten Frauen erst dann
zufrieden sind, wenn sie pro Tag 13.000 Kommunikations-Einheiten
ausgetauscht haben. Männern reichen 4.000 Einheiten. Als Einheiten
zählen Worte und Gesten. Der Konflikt ist quasi vorprogrammiert, wenn
ein Mann abends müde nach Hause kommt und sich nach Ruhe sehnt, seine
Frau dagegen noch ein erhebliches Rededefizit ausgleichen muss. "Statt
ihren Mann mit ihrem Redebedürfnis zu nerven, sollte sie sich besser
tagsüber mit ihrer Freundin treffen", empfahl Salziger.
Testosteron
entscheidend
Zwischen den beiden Extremen "typisch
männlich" und "typisch weiblich" gibt es viele Spielarten. Nicht jeder
Mann wird mit einem typisch männlichen Gehirn geboren und umgekehrt. Die
äußere Erscheinung und der Körperbau der beiden Geschlechter ist
genetisch bedingt, die Gehirn-Strukturen differenzieren sich in der
Schwangerschaft. Entscheidend für die Ausbildung weiblicher oder
männlicher Charakteristika ist das Hormon Testosteron. Die Menge
Testosteron, die zwischen der sechsten und achten Schwangerschaftswoche
auf den Embryo einwirkt, beeinflusst die Struktur des Gehirns. Viel
Testosteron führt zu männlichen Strukturen. Erhält beispielsweise ein
männlicher Embryo während der entscheidenden Zeit wenig Testosteron,
dann ist das Ergebnis ein männlicher Körper mit einem typisch weiblichen
Gehirn.
"Im Team sind Mann und Frau unschlagbar!"
lautete das Resümee der beiden Referenten. Mann und Frau ergänzen sich
umso besser, je unterschiedlicher ihre Gehirnstrukturen sind. Lassen
sich diese Aussagen auf das Berufsleben übertragen? Auch in der Apotheke
ist der Erfolg am größten, wenn das Team aus sehr unterschiedlichen
Menschen besteht.
Bei der Suche nach einem neuen
Mitarbeiter sollte sich der Apothekenleiter daher fragen: Welche
Eigenschaften und Kenntnisse fehlen noch? Das Ganze ist immer mehr als
die Summe seiner Teile. Das gilt auch für die Apothekenmannschaft, so
Gerhold. "Teamfähig sind Menschen, die sich von ihrem Ego-Trip
verabschiedet haben," ergänzte der Apotheker. Niemand sollte als
Einzelgänger handeln, sondern seinen Beitrag zum Team leisten. Das
Bündel an Voraussetzungen ist sehr umfangreich. Dazu gehören
Teamwilligkeit, die Fähigkeit und Bereitschaft zur Kooperation, zum
Kompromiss, zum Dialog, eine soziale Flexibilität, Offenheit für
sachlich begründete Kritik und die Akzeptanz innovativer Ideen und
Problemlösungen.
Ein Umzug
steht an
Ein guter Vorsatz ist schnell gefasst.
Schwierig wird oft die Umsetzung, vor allem wenn alte Gewohnheiten
geändert werden sollen. Die beiden Referenten machten den PTA Mut, sich
mit viel Energie an die Umsetzung neuer Ideen zu begeben. "Die meisten
Menschen wohnen im Eigentlich-Land, ziehen Sie um ins Tuns-Land!",
forderte Gerhold die Zuhörerinnen auf. Der Standardspruch der Bewohner
des Eigentlich-Landes lautet: "Eigentlich würde ich ja gerne, aber...".
Viele Menschen sind sehr phantasiereich, wenn es darum geht, die
Verantwortung für eigene Unfähigkeiten anderen in die Schuhe zu
schieben. Menschen im Tuns-Land nehmen ihr Leben aktiv in die Hand. Eine
PTA könnte sich zum Beispiel in der Apotheke aus dem großen Fächer der
Tätigkeitsfelder ein eigenes Gebiet heraussuchen und sich darin
profilieren. Das kann die Ernährung, die Kosmetik, Homecare oder Fitness
sein. Auch eine spezielle Zielgruppe bietet sich an, zum Beispiel junge
Mütter oder Sportler.
Allerdings sollte bis zur Umsetzung des
neuen Vorsatzes nicht allzu viel Zeit verstreichen. Erfahrungen zufolge
muss das innerhalb von drei Tagen geschehen. Ist bereits mehr Zeit
verstrichen, dann sinkt die Wahrscheinlichkeit, den Vorsatz zu
verwirklichen, auf nur noch ein Prozent. Gegen Ende des
Fortbildungstages gaben die beiden Referenten den Zuhörerinnen zwölf
Erfolgsgeheimnisse fürs Leben mit auf den Weg.
Zwölf
Erfolgsgeheimnisse |
- Sei stolz auf deine Fähigkeiten!
- Lern dazu!
- Such die Unterstützung!
- Sei offen für Veränderungen!
- Werde Lebensunternehmer!
- Vertraue deiner Intuition!
- Erinnere dich an deine Ziele!
- Übernimm Verantwortung!
- Steh zu deinen Fehlern!
- Investiere in deine Gesundheit!
- Brich die Spielregeln!
- Lache mindestens einmal täglich!
|
|