von
Annette van Gessel, Köln
Aufmerksam zuzuhören fällt den
meisten Menschen schwer. Doch nur ein guter Zuhörer ist Meister in der
hohen Kunst der Kommunikation. Das erfordert lebenslanges Lernen und Üben.
Zahlreiche Informationen und Tipps für das
erfolgreiche Kundengespräch gaben die Referenten des
Kommunikationskongresses in Köln. Der Kongress wurde bereits zum zweiten
Mal vom Bundesverband der Angestellten in Apotheken (BVA) in
Zusammenarbeit mit dem Deutschen Apotheker Verlag, Stuttgart,
veranstaltet. Der Kunde muss im Zentrum des Interesses stehen. Was diese
Forderung konkret bedeutet, veranschaulichten die beiden
Kommunikationstrainer Sigrid Salziger und Claus Gerhold von der Firma
argumenta an vielen Beispielen aus der Apothekenpraxis. Wichtig für den
positiven Gesprächsverlauf ist, den Gesprächspartner vorurteilsfrei
wahrzunehmen. "Hüten Sie sich vor Schubladendenken. Es könnte die falsche
Schublade sein, in die Sie Ihren Kunden gerade gesteckt haben", warnte
Salziger. Die Gefahr ist groß, denn das menschliche Gehirn liebt
Trampelpfade. Unbekannte Situationen oder Menschen werden mit Erfahrungen
verglichen und danach entsprechend eingeordnet. Das erleichtert zwar
Alltagstätigkeiten wie Einkaufen und Autofahren, doch im Umgang mit
Menschen ist Vorsicht geboten.
Außerdem sollten PTA und Apotheker beim
Kundengespräch daran denken, dass ihre Äußerungen im Kopf des
Gesprächspartners völlig andere Assoziationen erzeugen können, als sie
beabsichtigten. "Im Kopf eines jeden Menschen sieht es anders aus",
erläuterte Gerhold. Jeder nimmt die Realität anders wahr. Im Gehirn wurden
die Neuronen individuell unterschiedlich verknüpft, da jeder Mensch andere
Erfahrungen macht. Um zu überprüfen, ob sie den Kunden richtig verstanden
haben, sollten PTA und Apotheker häufiger nachfragen, empfahl Gerhold.
Erwartungshaltung
kritisch prüfen
Jedes Gespräch wird davon beeinflusst, mit
welcher Erwartungshaltung sich die beiden Gesprächspartner begegnen. Jeder
sollte sich bewusst sein, dass seine Körpersprache seine Gedanken verrät.
Dies geschieht unbemerkt. Die Mimik und Gestik des Gegenüber zu
interpretieren, lernt bereits jedes Kind durch intensive Beobachtung der
Mutter. So macht es keinen Sinn, einen Kunden anzulächeln, dem man am
liebsten aus dem Wege ginge. Der Kunde merkt das unechte Verhalten.
Ein optimales Kundengespräch sollte drei
Phasen durchlaufen. Betritt ein Kunde die Apotheke, müssen ihm PTA oder
Apotheker ihre Aufmerksamkeit zuwenden, den Blickkontakt suchen und ihn
freundlich lächelnd begrüßen. Das ist die erste Voraussetzung für eine
vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre. Die zweite Stufe ist das aktive
Zuhören und Fragen. "Zuhören setzt sich aus Zu-wenden und Hin-hören
zusammen", erklärte Gerhold. In dieser Gesprächsphase gilt es, sechs
wichtige Regeln zu beachten: den Kunden aussprechen lassen,
Kurzbestätigungen einsetzen wie "Ach ja, Hm", Rückformulierungen verwenden
wie "Sie meinten gerade, dass...", non-verbale Signale gebrauchen wie
Kopfnicken, Störungen vermeiden und die Körpersprache des anderen
beachten. "Trauen Sie sich, Fragen zu stellen, denn nur so erfahren Sie,
was Sie für eine gute Beratung wissen müssen." Das Beratungsziel dieser
zweiten Stufe ist es, die Bedürfnisse des Kunden zu erfragen und dann das
Arzneimittel zu empfehlen, das ihm den größtmöglichen Nutzen bringt.
"Malen Sie dem Kunden Bilder in den Kopf!" riet Salziger. Je mehr Bilder
eine Information enthält, umso eher wird sich der Kunde zu Hause daran
erinnern.
Während der letzten Phase wird der Kunde
freundlich aufgefordert, eine Entscheidung zu treffen. In dieser Situation
muss er das Gefühl haben, als gleichberechtigter Partner akzeptiert zu
werden und somit die Empfehlung auch ablehnen zu dürfen. Ist das Gespräch
gut verlaufen, sind die Bedürfnisse des Kunden optimal erfüllt, und beide
Partner sind zufrieden. "Geben Sie dem Kunden zum Schluss noch einen
positiven Satz mit auf den Weg", riet Salziger. Beispiel: Die
Kopfschmerztablette wird Sie innerhalb von 30 Minuten schmerzfrei machen.
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