Gewinnen durch Kommunikation    


    KONZEPT & PRAXIS

Rat & Tat, Trainer & Co von Claus Ritzi

argumenta

Der Name argumenta steht für zwei Trainer, die generell zusammen arbeiten, nämlich für Sigrid Salziger und Claus Gerhold. Das ihre Form der "Arbeitsteilung" ausgezeichnet klappt, darüber konnten wir uns bei einem Besuch eines ihrer Seminare in Göttingen ein Bild machen.

Schon bei der Präsentation des Programms ist die abwechselnde Gesprächsführung ein auflockerndes Element. Das Seminar ist in mehrere Abschnitte unterteilt, von denen wir hier aus Platzgründen nur auszugsweise berichten können. Die Gliederungspunkte könnte man wie folgt zusammenfassen:
> Warum die richtige Art der Kommunikation so bedeutend ist.
> Wie funktioniert unsere Wahrnehmung?
> Das ideale Gespräch.
> Verschiedene Motivations-Typen, und wie man sie anspricht.

„Der Wettbewerb der Zukunft ist ein Kommunikationswettbewerb.“ Gleich zu Beginn des Seminars macht Claus Gerhold mit diesem Zitat einer großen Werbeagentur deutlich, welch immens hohen Stellenwert Kommunikation in einer immer härter untereinander konkurrierenden Apothekenlandschaft hat. Sigrid Salziger nimmt den Ball auf und ergänzt: „Wettbewerb entsteht da, wo Inhalte ausgetauscht werden können.“ Daraus zieht wiederum Gerhold den Schluss, dass sich Apotheker um ein nicht austauschbares, einzigartiges Image bemühen müssen. Es ist typisch, dass nach solchen abstrakten Einsichten der Schwenk zu ganz konkreten Problemen der aktuellen Apothekenszene gemacht wird, und die beiden Trainer die Vorteile der Kommunikation insbesondere gegenüber den Anbietern im Netz betonen. Indem sie die Nachteile der Internetapotheken auflisten, versuchen sie das Selbstbewusstsein der Teilnehmer aufzubauen. So weisen Internetapotheken nach einem Test der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg gegenüber der Präsenzapotheke mehrere typischen Schwachstellen auf:
1. Sämtliche Rechte des Käufers werden bei Versendern außer Kraft gesetzt: Es gibt weder ein Widerrufs- noch ein Rücktrittsrecht.
2. Die Beratungen sind sehr „flach“ bzw. finden überhaupt nicht statt.
3. Medikamente werden nicht selten an die falschen Adressen geschickt, und bei Anfragen sind die Hotlines häufig nicht besetzt.
4. Häufig sind die Informationen der Beipackzettel nur in einer ausländischen Sprache verfasst.

Zum Einstieg in das Thema Wahrnehmung stellen die beiden Trainer die ganz simple Frage an das Publikum, welche fünf Dinge jeder Einzelne beim Betreten des Raumes wahrgenommen hat. Die verschiedenen Antworten machen deutlich, dass es so etwas wie eine objektive Wahrnehmung nicht gibt. Auf die Apotheke und insbesondere auf das Hausapothekermodell übertragen bedeutet das, dass jeder Einzelne im Team ganz bewusst darauf achten sollte, chronisch Kranke aus der Masse der Kunden herauszufiltern und sie auch aktiv anzusprechen. Diese aktive Ansprache gilt beispielsweise auch für das Hausapotheker-Modell in Zusammenarbeit mit der BARMER: „Wenn die Wahrnehmung so verschieden ausfällt, warum sollen dann die Kunden automatisch den kleinen Aufkleber an der Türe bemerken, der darauf hinweist, dass wir bei diesem Modell mitmachen?“ gibt Gerhold zu bedenken. Und dann erfolgt ein Exkurs in die Neurowissenschaften. Salziger: „Wussten Sie, dass das Gehirn zehn hoch neun Bits Informationen bei der Raumwahrnehmung über die Haut, die Ohren und die Augen aufnimmt und diese Informationsmenge mit durch das limbische System sofort auf 100 Bits pro Sekunde reduziert wird?“
Das eigentlich Interessante geschieht nun nach dieser Reduktion: Um sich wieder ein „volles“ Bild machen zu können, reichert das Gehirn die verbliebenen „objektiven“ Daten mit dem bislang gesammelten Erfahrungsschatz des Individuums an. Somit ist auch erklärbar, wie Vorurteile entstehen. „Obwohl Sie eine gestandene Pharmazeutin sind, genießen Sie vermutlich in Ihrem Familienkreis keine allzu hohe Reputation. Das hängt ganz einfach damit zusammen, dass Tante Erna die CD mit Informationen über Ihre Person schon sehr frühzeitig in ihrem Kopf gebrannt hat und Sie nun unterbewusst immer noch als kleines Mädchen
wahrnimmt“, erläutert die Trainerin einen solchen Prozess ganz plastisch.

Wie Informationen gespeichert werden
Der Prozess der Meinungsbildung und auch der Bildung von Vorurteilen hängt auch damit zusammen, dass der Mensch nur wahrnimmt, was er gerade ganz konkret gebrauchen kann. Über diese Frage entscheidet in der Regel eher das Gefühl (limbisches System) als der reine Verstand. Auf der Gefühlsebene werden Neuigkeiten nach den Bewertungskriterien bekannt/unbekannt und wichtig/unwichtig sortiert. Die Entscheidung, eine Information im Gehirn abzuspeichern, funktioniert nach folgendem Kombinationsmodell:
a) bekannt + unwichtig = diese Information wird nicht gespeichert;
b) unbekannt + unwichtig = diese Information wandert ins Kurzzeitgedächtnis;
c) bekannt + wichtig = diese Information wird länger, aber nie dauerhaft gespeichert;
d) unbekannt + wichtig = diese Information wird dauerhaft gespeichert.
Den letzten Punkt illustrierte Salziger an einem einfachen Beispiel: „Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Kuss?“ Vermutlich erinnern sich alle Menschen an dieses Ereignis, weil der Kuss eine bis dahin unbekannte, aber sehr wichtige Erfahrung ist. An die vielen folgenden Küsse erinnern wir uns kaum. Auf die Apotheke übertragen, heißt dies, dass alle Mitarbeiter versuchen sollten, ihre Wahrnehmung zu beeinflussen und beispielsweise Kunden, die schon einmal durch ein negatives Raster gefallen waren, wieder wie „neue“ Kunden zu betrachten. Da beide argumenta-Trainer immer wieder Ferienvertretungen in Apotheken absolvieren, machen sie auch immer wieder die Erfahrung, dass Kunden, die von anderen Mitarbeitern als unfreundlich empfunden werden, im Gespräch mit ihnen als unvoreingenommenen Apothekern plötzlich ganz unkompliziert agieren. Diese Beeinflussung der eigenen Wahrnehmung sollte sich jedoch nicht nur auf die Sichtweise und Einschätzung von Kunden beziehen. Vielmehr geht es etwa auch im Zusammenhang mit dem Hausapothekermodell darum, dieses für sich selbst wieder als neu und spannend zu definieren. Beide Trainer sehen in diesem Modell und in Desease-Management-Programmen eine echte Chance für die Präsenzapotheke. Die Mitarbeiter sollten sich bewusst sein, dass sie wie bei einer Gitarre auf fünf Service-Saiten spielen können: dem Arznei-Service, dem Checkup-Service, dem Bonus-Service, dem Home-Service sowie dem Service im Bereich pharmazeutisches Management. Dabei ist es wichtig, immer bereit zu sein, alle Saiten anzuschlagen – ein Kunde, der beispielsweise zum Zuckermessen kommt und auf einen Termin in der kommenden Woche vertröstet wird, ist ein verlorener Kunde.

Ein Satz – vier Aussagen
Grundsätzlich ist in der Kommunikation mit Kunden darauf zu achten, dass eine Botschaft auf vier Ebenen aufgenommen wird. Kommt beispielsweise ein Kunde in die Apotheke und fragt: „Ist das hier eine BARMER-Serviceapotheke?“,so gibt es zu diesem Satz vier Konnotationen. Auf der Sachebene geht es zunächst nur um die Beantwortung der Frage mit ja oder nein. Auf der Ebene der Selbstoffenbarung verbirgt sich die unausgesprochene Frage des Kunden, ob er auch künftig in diese Apotheke kommen darf. Auf der Beziehungsebene signalisiert der Kunde, dass er Vertrauen hat und darauf hofft, dass diese Apotheke in Sachen Service auf dem aktuellsten Stand ist. Auf der Ebene des Appells fordert der Kunde Hilfe an und möchte wissen, welche Vorteile er von der Apotheke erwarten kann. Kommunikationsforscher gehen davon aus, dass lediglich 20 Prozent einer Botschaft auf der Sachebene transportiert werden. Die restlichen 80 Prozent entfallen auf die drei anderen, hauptsächlich von Gefühlen dominierten Ebenen. Analog zu diesen vier Ebenen ist das so genannte Vier-Ohren-Modell angelegt, das die Funktionsweise der nonverbalen Kommunikation verdeutlicht. Hierzu ein Beispiel: Eine Frau betritt ein Zugabteil. Der bereits dort sitzende Mann erwidert kaum hörbar den Gruß, schaut aber dabei nicht von seiner Zeitung hoch. Folgende Interpretationen sind nun möglich: Das Sachohr hört: Er hat keine Zeit hoch zu schauen. Das Selbstoffenbarungsohr hört: Er will seine Ruhe haben. Das Beziehungsohr hört: Ich bin nicht attraktiv genug, um eine höfliche Reaktion auszulösen. Das Appellohr hört: Ich soll ihn nicht ansprechen. Vor diesem Hintergrund wirkt der Spruch, den Gerhold zitiert, besonders
einleuchtend: „Wahr ist nicht, was A sagt, sondern was B versteht (denn danach handelt B)!“


 
Motivationstypen
Amüsant und lehrreich zugleich setzen Salziger und Gerhold am Ende des Seminars die Analyse der Motivationstypen nach Professor Werner Correll im Rollenspiel in Szene. Die folgende Tabelle zeigt, welches Verhalten bei welchen Kundentypen Erfolg versprechend ist. Dabei ist die Unterteilung jedoch nur als grobes Schema zu verstehen, da es natürlich auch fein differenzierte Mischformen gibt.
Claus Ritzi

Zur Person: Sigrid Salziger und Claus Gerhold
Sigrid Salziger ist mehrfach weitergebildete Fachapothekerin (Offizin-Pharmazie, Ernährungsberatung, Gesundheitsberatung).
Dasselbe gilt für ihren Partner, Claus Gerhold. Beide Trainer haben langjährige Berufserfahrung als Apotheker und sammeln in der veranstaltungsfreien
Zeit als Chefvertretungen immer wieder aktuelle Erfahrungen. Sie sind Inhaber des Trainingsinstituts „argumenta“ in Bottrop-Kirchhellen.
Das Leistungspaket:
Die wichtigsten Arbeitsgebiete von argumenta sind Vorträge, Seminare und Workshops. Das Firmenziel von argumenta ist die Entwicklung von Beratungskompetenz. Die Kommunikation im Hinblick auf Patientenbetreuung, Kundenbindung, Teambildung, Führungsstil und Persönlichkeitsentwicklung ist das zentrale Thema der beiden Trainer. Besonderes Gewicht liegt in den Veranstaltungen auf dem Transfer von Erkenntnissen der Kommunikations- und Neurowissenschaften sowie der Verhaltensforschung in die alltäglichen Abläufe der pharmazeutischen Berufspraxis.


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